Chronik1957: Entstehung des Fanfarenzuges
Wie so häufig bei Vereinen, ist auch die Entstehung des Fanfarenzuges auf die Initiative einiger musikbegeisterter Bürger zurückzuführen. Beim Fanfarenzug handelt es sich dabei um Alfred Kiewit, Gerhard Leerkamp und Gerd Woorthuis. Diese drei, die man schlechthin als die Väter des Fanfarenzuges bezeichnen kann, beschlossen im Herbst 1957, in Schüttorf einen Fanfarenzug zu gründen. Da diese drei alleine jedoch nur einen sehr spärlichen Musikzug abgeben würden, bemühten sie sich, insbesondere in Bekanntenkreisen sowie bei Arbeitskollegen Interesse für ihre Idee zu wecken. Das Ergebnis dieser Bemühungen war die erste Versammlung dieser neuen Gruppe, die im November 1957 bei Steggewentze in Schüttorf stattfand. An dieser Gründungsversammlung nahmen teil:
Martin Dove
Christian Eesmann
Alfred Kiewit
Gerhard Leerkamp
Heinz Niehaus
Gustav Schröder
Erich Verwold und
Gerd Woorthuis
Auf dieser Versammlung wurde beschlossen, sich mit der Schützengilde Nordhorn, welcher in früheren Jahren ein Fanfarenzug angehörte, in Verbindung zu setzen, um sich deren Erkenntnisse und Erfahrungen zunutze zu machen. Auch die erste Ausstattung der Instrumente 5 Langfanfaren und 3 Landsknechtstrommeln wurden von diesem Verein erworben. Als nunmehr auch die Instrumente vorhanden waren, konnte im Dezember 1957 auf dem Waldschlößchen der erste Übungsabend stattfinden. Die Funktion eines Übungsleiters übernahmen zunächst einmal Gerhard Leerkamp und Alfred Kiewitt, die bereits eine gewisse Erfahrung im Fanfarenspiel besaßen. Daß jedoch auf die Dauer ein gelernter Übungsleiter unbedingt erforderlich war, wurde sehr schnell erkannt. So ist es dann auch gelungen, Willi Wulf aus Nordhorn für die Tätigkeit des Übungsleiters zu gewinnen. Dieser hatte bereits mehrere Fanfarenzüge geleitet, u. a. den der Schützengilde Nordhorn.
Mit ihm wurde nun das Repertoire an Märschen erweitert. Nachdem sich die musikalischen Künste bisher lediglich auf Teile des Fehrberliner Reitermarsches und Teile der Kreuzritterfanfare beschränkten, wurden nun in relativ kurzer Zeit drei Märsche hinzugelernt. Darüber hinaus schlossen sich in dieser Zeit weitere Interessenten dem Fanfarenzug an. Nach intensivem Üben in den ersten Monaten des Jahres 1958 wurden die ersten fünf Märsche Berliner Fahnenmarsch, Fanfarenmarsch, Ferberliner Reitermarsch, Kreuzritterfanfare, Hörnermarsch so gut beherrscht, daß bereits am 1. Mai 1958 bei einem Reitturnier in Salzbergen der erste Auftritt des Fanfarenzuges Schüttorf stattfinden konnte. Der erste Auftritt in Schüttorf fand im Juni 1958 auf dem Schützenfest des Bürgerschützenvereins statt. Der damalige Bericht der Grafschafter Nachrichten ist nachstehend original abgedruckt:
„Der Fanfarenzug Schüttorf stellt sich vor!
Schüttorf ist um eine musizierende Gemeinschaft reicher geworden. Beim Schützenfest der Bürgerschützen stellte sich der Fanfarenzug Schüttorf der Bürgerschaft vor. Und wir müssen sagen, daß sein Debüt recht eindrucksvoll und vielverheißend war. Der Fanfarenzug wurde im November vergangenen Jahres gegründet, im Januar begann er unter der Leitung von Willi Wulf, Nordhorn, mit den Proben. Der Zug besteht aus 13 Fanfaren und drei Landsknechtstrommeln. Ihre Spieler haben die Instrumente wirklich nicht rosten lassen. In wenigen Monaten nur haben die Bläser und Trommler ein beachtliches Können erworben und sich ein erstaunlich großes Repertoire an publikumswirksamen Märschen zugelegt. Auch das bei einem Fanfarenzug nun einmal übliche „Spiel für die Augen", das Drum und Dran exakter Kunstgriffe, wird schon erstaunlich gut beherrscht. Die schmucken Uniformen tun ein übriges, den guten Gesamteindruck, den der Fanfarenzug bei seiner ersten ersten Vorstellung hinterließ, zu verstärken. Im Festzug der Bürgerschützen war der Fanfarenzug mit von der „Parade", und er gab eine gute Visitenkarte ab. Spielte er auf dem Festplatz auf, war er immer von Zuschauer und Zuhörerreihen dicht umringt. Wir wünschen dem jüngsten Schüttorfer musizierenden Korps Glück auf zu weiteren Taten!" Es sollte nicht unerwähnt bleiben, daß die einzelnen Spieler des Fanfarenzuges alle Anschaffungskosten (insbesondere Uniformen und Instrumente) selbst aufzubringen hatten. Daß das monatliche Einkommen zu dieser Zeit mit den heutigen Verdienstmöglichkeiten nicht zu vergleichen ist, braucht wohl nicht besonders hervorgehoben zu werden. Es soll lediglich verdeutlichen, mit welchem Idealismus die bereits erwähnten Spieler zu Werke gingen. Trotz allem Idealismus und der Bereitschaft, finanzielle Opfer zu bringen, war es auf die Dauer natürlich erforderlich, daß die Auftritte des Fanfarenzuges honoriert wurden. Der erste „professionelle" Auftritt war dann 1959 auf einem Betriebsfest der Firma Stemmann in Schüttorf. Die Spieler erhielten als Honorar eine Verzehrkarte für den Abend. Darüber hinaus leistete der Firmenchef Karl Stemmann einen Beitrag für die Anschaffung von Kesselpauken. In diesem Jahr 1959 stellte der Fanfarenzug seine bereits zu diesem Zeitpunkt erstaunliche Vielseitigkeit unter Beweis: Eine Abordnung wirkte während der Spielzeit 1959 an jedem Mittwoch auf der Freilichtbühne in Bentheim mit. Als Landsknechte verkleidet sorgten sie für die musikalische Umrahmung in „Wallensteins Lager". Trotz dieser bemerkenswerten musikalischen Erfolge stagnierte der Fanfarenzug zu Beginn der 60er Jahre in personeller Hinsicht. Ein Problem übrigens, mit dem in dieser Zeit Musikzüge allgemein zu kämpfen hatten. Zur Lösung dieses Problems entschloß sich der Fanfarenzug zu folgenden zwei Maßnahmen:
1. Im Jahre 1965 schloß sich der Fanfarenzug dem Bürgerschützenverein Schüttorf an. Ziel dieses Schrittes war, innerhalb der großen Institution Schützenverein wirksamer um Nachwuchs zu werben. Rückblickend kann gesagt werden, daß diese Maßnahme ein voller Erfolg war und die soeben beklagte personelle Stagnation damit beendet werden konnte. Trotz der Zugehörigkeit zum Bürgerschützenverein Schüttorf konnte der Fanfarenzug bis zum heutigen Tage ein hohes Maß an Eigenständigkeit bewahren.
2. Darüber hinaus hat der Fanfarenzug durch die Gründung eines Jugendzuges im Jahre 1968 dafür gesorgt, daß die Existenz des Fanfarenzuges auch auf lange Sicht gesichert sein dürfte. Auf den Jugendzug wird an anderer Stelle in diesem Heft noch gesondert eingegangen. Die bereits geschilderte extrem hohe Nachfrage nach Auftritten des Fanfarenzuges sorgte auch in den letzten Jahren
dafür, daß es im Sommer nur selten ein Wochenende gab, an dem der Fanfarenzug „dienstfrei" hatte. Wenn man in diese Überlegungen mit einfließen läßt, daß während des ganzen Jahres wöchentlich einmal, mitunter gar zweimal geübt wird, und die einzelnen Spieler für ihre Auftritte keine „Gage" erhalten, läßt sich leicht ermessen, welcher Idealismus im Fanfarenzug herrscht.
Geht man davon aus, daß auch weiterhin der Idealismus herrscht, der bisher den Fanfarenzug ausgezeichnet hat, so werden auch in Zukunft die Erfolge nicht ausbleiben.